... Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. - Aurelius Augustinus -

Dienstag, 1. März 2011

Standortwechsel

Am vergangenen Donnerstag hiess es dann Abschied nehmen von Rajasthan, dem Camp, "meinen" Kindern und meinen liebgewonnenen Mitstreitern. Das Herz war mir vor allem wegen der Kiddies in der Schule doch sehr schwer - man hat sich so an sie gewoehnt, hat sich ihren Respekt und in vielen Faellen auch ihre Zuneigung erarbeitet und konnte sehen, welche Fortschritte sie in den vergangenen Wochen gemacht haben. Und dann laesst man sie einfach zurueck und sieht sie nie wieder in diesem Leben ... Da musste ich mir schon die ein oder andere Traene verdruecken :-( Aber ich hatte mich nun mal dazu entschlossen, noch einen weiteren Teil Indiens im Rahmen des Freiwilligenprogramms zu besuchen und da ist nun mal ein Abschied unvermeidlich. So ging es dann zusammen mit 2 weiteren Maedels am Donnerstag zunaechst nach Jaipur, wo wir eine Nacht im dortigen Freiwilligen-Camp verbrachten. Bei unserer Ankunft erinnerte es jedoch weniger an ein Camp als vielmehr an eine Model-WG - relativ aufgetakelte "Tussen" (wir waren von Lalsot doch einen anderen Standard gewoehnt), die aufgeregt durcheinander liefen und sich grad fuer den anstehenden Besuch einer Hochzeit schick machten ... Fuer uns war das wie eine andere Welt und wir fuehlten uns einfach nur unwohl und hofften, dass die Zeit hier schnell vorbeigeht. Ging sie dann auch. Am naechsten Morgen ging es fuer uns schon zum Bahnhof von Jaipur. Was folgte, war eine gut 30 stuendige Zugfahrt, vor der mir anfangs doch ein wenig gegraut hat, da ich mich noch lebhaft an die anstrengenden 48 Stunden Zugfahrt in Australien erinnern kann! Wir hatten aber zum Glueck eine recht gute Platzkategorie (Schlafwagen mit Klimaanlage), so dass das Zugabteil sehr ordentlich und sauber war, wir ein vernuenftiges Bett zum Schlafen hatten und auch unsere Mitreisenden (hauptsaechlich Leute aus der Mittel- und Oberschicht) sehr angenehm waren. Wir hatten einen netten aelteren indischen Herren in unserem Abteil sitzen, mit dem man sich gut verstaendigen konnte und der uns immer ganz bemueht von seinen ganzen Essensrationen, die er mit an Bord gebracht hatte, leckere Sachen zum Verkosten abgegeben hat (das von seiner Nichte selbstgemachte Chutney war einfach der Hammer!). Ausserdem durfte ich einen Althippie aus Muenchen kennenlernen, der 1980 Indien erstmals bereiste und nun seit 15 Jahren regelmaessig jeden deutschen Winter hier verlebt. Er hatte zwar manchmal ein paar recht "ueberspirituelle" Ansichten, denen ich nicht so folgen konnte, es war aber recht interessant zu erfahren, wie ambivalent selbst ein so eingefleischter Indienreisender wie er dem Land gegenuebersteht. "Hassliebe" war seine Bezeichnung dafuer, dass einen das Land nicht loslaesst, selbst wenn man viele Eigenarten seiner Einwohner absolut nervig findet. Wenn ich mal niemanden zum erzaehlen hatte, hab ich einfach aus dem Fenster geschaut, was mindestens genau so interessant war: Die karge Steppenlandschaft Rajasthans wich bald Reisfeldern, gruenen Huegeln, Fluessen und Palmen. Und es wurde mit jeder Station, an der wir hielten, merklich waermer, man kann sogar sagen richtig heiss und tropisch. Mit drei Stunden Verspaetung (da rege sich mal noch einer ueber die Deutsche Bahn auf ;-) ) erreichten wir dann am Samstag Nachmittag Margao im Bundesstaat Goa. Von dort aus war es nur noch eine kurze Autofahrt zu unserem "neuen Zuhause", dem IDEX-Camp in Majorda ...

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